Wie die Krankenhauslandschaft im Rhein – Kreis Neuss verbessert werden kann
Die Gründung des Rheinland Klinikums war nicht optimal
Rund 1900 Kliniken gibt es in Deutschland. Mit ihnen werden 6 Betten pro 1000 Einwohner vorgehalten, Dänemark kommt mit 3 Betten pro 1000 Einwohner aus. 90 Milliarden Euro jährlich kostet den Steuerzahler diese Situation. Weil Deutschland mehr als doppelt so viele Krankenhäuser hat als benötigt. Und das ist mit ein Grund dafür, warum die Verweildauer pro Patient 7 Tage beträgt, während Dänemark mit 3 Tagen auskommt.
Zwangsläufig schreibt mehr als die Hälfte der Krankenhäuser rote Zahlen. Selbst der Gesundheitsminister Laumann NRW kam in seinem Gutachten 2019 zu dem Ergebnis, dass es zu viele Krankenhäuser gibt.
Darum brechen die Einnahmen weiter ein. Das neue Krankenhauszukunftsgesetz KHZG musste im Januar 2021 drei Milliarden Euro zuschießen. Und der bereits bestehende Krankenhausstrukturfond (II) wird um zwei Jahre bis 2024 verlängert.
Trotz dieser Sachlage wurde 2019 nicht die Chance genutzt, wenigstens das Elisabeth Krankenhaus in Grevenbroich zu schließen (die Geburtenklinik schon). Aber wie in ganz Deutschland ist die Politik auch im Rhein-Kreis Neuss zu Schließungen von unrentablen Krankenhäusern nicht bereit.
Stattdessen wurde das Rheinland Klinikum gegründet und die Stadt Neuss im Zuge dieser Fusion mit 8,5 Prozent an den Kreiswerken beteiligt, eine eher fragwürdige Lösung.
Natürlich schrieb die neue GmbH weiter rote Zahlen, denn nennenswerte Kosteneinsparungen waren nicht geplant oder nicht möglich.
Standortübergreifende medizinische Zentren
Einsparungen sollen jetzt „standortübergreifende medizinische Zentren“ bewirken, die es so nur in Deutschland mit seiner üppigen Krankenversorgung gibt. Aber, der Arbeitstitel kann Hoffnungen wecken – oder auch nicht erfüllen.
Zunächst einmal muss geklärt werden, worin die Vorteile eines „standortübergreifenden medizinischen Zentrums“ liegen. Denn es sollen ja Gewinne generiert werden, sei es durch Steigerung der Fall- und Patientenzahlen oder durch Kosteneinsparungen.
Ersteres können im Kreis Patientenzuströme aus Nachbarkreisen bewirken, was eher unwahrscheinlich ist. Wahrscheinlicher sind Einsparungen an Personal und Material.
In jedem Fall ist die Prüfung der Möglichkeiten langwierig und aufwendig, und auch deren Umsetzung nicht einfach. Sicherlich ein spannender Prozess mit im Detail guten Lösungen, auch kann es Zuschüsse und steuerliche Vorteile geben. Aber am Ende kann das Konstrukt das Überangebot an Krankenhäusern nicht kompensieren. Dieses Problem wird bleiben.
Denn klar ist, dass nur ein Ausbau des Lukas zu einem Großkrankenhaus bei gleichzeitiger Schließung der anderen Kreiskliniken analog Dänemark das Problem lösen könnte.
Ausblick
Hoffnung besteht, dass das dänische Modell mit einem Groß-Krankenhaus-Neubau im Kreis, z.B. im Neusser Westen verwirklicht wird (wie in Dänemark nur mit Einzelzimmern ausgestattet). Dort gäbe es dann gebündelt alle Zentren-Anforderungen zum Wohle der Patienten, die das Lukas bereits zu größeren Teilen erfüllt. Mit zusätzlichen Notfallzentren in Dormagen und Grevenbroich, die eine gute Ambulanz vor Ort bieten – und ansonsten effiziente Transporte zum Groß-Krankenhaus sicherstellen.
Dirk Kranefuss Neuss, 8.3.2021