…grünen Wasserstoff produzieren und so.

Neuss mit einer Investitions-Offensive unter Zuhilfenahme disruptiver Zukunfts-Technologien klimaneutral zu einem leuchtenden Vorbild einer nachhaltigen Wirtschaftsform transformieren. So oder so ähnlich wird sich das Ergebnis des momentan laufenden Screenings zum „Zukunfts-Thema-Wasserstoff“ der Stadt Neuss lesen, wenn es fertig ist. Hoffentlich haben Sie bei der Lektüre viel zu lachen, denn dieses „Gutachten“ kostet uns Steuerzahler knapp 80.000 Euro.

Weitere Informationen zu dem Gutachten unter
https://ris-neuss.itk-rheinland.de/sessionnetneubi/getfile.asp?id=154980&type=do

Ein Vorbild wird Neuss sicher werden. Dafür, wie man es auf keinen Fall machen sollte. Denn leuchten wird dann hier gar nichts mehr. Um zu verstehen, wie schlecht die Wasserstoff-Idee tatsächlich ist, müssen wir zunächst etwas technisch werden:

Gasförmiger Wasserstoff hat eine sehr geringe Energiedichte pro Volumen, auch unter 700 bar Druck eignet er sich bestenfalls für einige stationäre Anwendungen. Ein Liter flüssiger Wasserstoff hingegen enthält immerhin rund 30 % der Energie eines Liters Benzin. Das ist nicht beeindruckend, aber akzeptabel. Wasserstoff ist aber nur nahe des absoluten Nullpunkts flüssig. Er muss also auf circa -270°C heruntergekühlt und permanent dort gehalten werden, sonst verdampft er wieder. Das alles kostet sehr viel Energie. Der Energieaufwand dazu lässt sich in folgende Anteile gliedern, jeweils bezogen auf den gespeicherten Energieinhalt eines Tanks (Quelle: Wikipedia):

  • 28 – 46 % für die Verflüssigung je nach Menge und angewandter Methode
  • 6 % Transport zwischen Verflüssigungsstation und Tankstelle (Diesel- und Ottokraftstoffe 0,2 %)
  • Bis zu 3 % je Tag durch boil-off Verluste (Verdampfung)
  • Verdampfungsverluste beim Umfüllen

Jetzt ahnen Sie vielleicht, welcher Schildbürgerstreich sich hinter der Wasserstoff-Produktion versteckt: Mitten in der Energiekrise nehmen wir Energie, um Wasserstoff herzustellen, in dem dann nur noch 60 – 70 % der Energie drin ist, die zur Herstellung verbraucht wurden. Dann nehmen wir noch mehr unserer knappen Energie, um ihn auf 700 bar zu komprimieren, oder noch viel mehr Energie, um ihn zu verflüssigen, dann verlieren wir noch einiges davon, weil wir ihn speichern… und am Schluss zünden wir ihn einfach an. Wumms.

Oder wir füllen ihn in unser Wasserstoff-Auto, verlieren dabei nochmal weitere Energie bei der Umwandlung in Strom für unseren Elektromotor und fahren damit herum. Doppelwumms.

Von Rafael Rasenberger